Musikalische Temperatursysteme als Spiegel der Kulturentwicklung Peter Neubäcker, Barbara Hook Die Zahlengrundlagen der Intervalle sind der tiefere Grund für die verschiedenen musikalischen Temperatursysteme. Die Geschichte der Temperierung wird oft so dargestellt, als seien die früheren Systeme nur mangelhafte Versuche gewesen und das Problem sei "endlich gelöst" durch die heutige gleichschwebende Stimmung, die auch oft fälschlich als "wohltemperiert" bezeichnet wird. Wenn man sich aber tiefer damit befaßt, sieht man, daß jede Temperatur eine andere Art der Auseinandersetzung darstellt mit den verschiedenen "Zahlenwesen", die den musikalischen Organismus aufbauen - und es gibt interessante Aufschlüsse sowohl über die Zahlen als auch über die Kulturentwicklung, wenn man betrachtet, welche Zeit welche Zahlen bevorzugt. Diese Zusammenhänge will ich darstellen in meinem Seminar "Musikalische Temperatursysteme als Spiegel der Kulturentwicklung". Dabei werde ich am Monochord und rechnerisch die musikalischen Zahlenzusammenhänge aufzeigen und von ihrer Symbolik her beleuchten - außerdem wird die münchner Cembalistin Barbara Hook charakteristische Musikstücke aus der jeweiligen Zeit in der entsprechenden Stimmung auf dem Cembalo spielen. Seminar am 22.11.86 |