Polarität in Goethes Farbenlehre und in der Harmonik Dr. Dieter Kolk Polarität und Steigerung ist für Goethes Naturbetrachtung ein zentrales Begriffspaar. Auch der Aufbau seiner Farbenlehre ist davon beherrscht. Andererseits ist Polarität grundlegend für das System der Tonzahlen, wie es die Harmonik kennt. Der Vergleich zwischen der Farbenlehre Goethes und der Harmonik fördert eine weitgehende Übereinstimmung beider Denkweisen zu Tage und bringt einen interessanten Gesichtspunkt für das musikwissenschaftliche Problem der Begründung von Dur und Moll. Im Arbeitskreis am folgenden Sonntag sollen aus der behandelten Analogie Folgerungen für den Begriff der "harmonikalen Wertform" gezogen werden. Es ist seit langem Kolks Überzeugung, daß die Harmonik sich einmal vom oberflächlichen und großenteils doch recht problematischen Vergleichen von Proportionen lösen muß. Wesentlich weitreichendere Analogien zu Strukturen der Tonzahl findet man auf der Ebene harmonikaler Prinzipien, die H. Kayser als "harmonikale Wertformen" bezeichnet hat. Hier kommt der Harmonik sogar erkenntnistheoretische Bedeutung zu. Vortrag am 12.4.97 |