Harmonik-Vorträge


Zeit in der Musik - Das Tempo als Faktor der musikalischen Interpretation
Prof. Dr. Horst-Peter Hesse


Die Gestaltung des Zeitablaufes in der Musik prägt deren Bewegungscharakter und Ausdruck. Daher haben schon im 18. Jahrhundert - vor der Erfindung des Mälzelschen Metronoms - die großen Lehrmeister der Musik keinen Zweifel daran gelassen, daß die Wahl und die Einhaltung des "richtigen" Tempos bei der Aufführung musikalischer Werke von entscheidender Bedeutung sei. Die Dirigenten aber haben sich in ihren Aufführungen nur selten an die Tempoangaben der Komponisten gehalten. Es gibt ein breites Spektrum verschiedener Interpretationen, die nicht nur in den absoluten Tempi voneinander abweichen sondern auch die Proportionen verschiedener Tempi innerhalb eines Werkes unterschiedlich gestalten.
Trotz der zentralen Bedeutung des Tempos, die dem Menschen beim musikalischen Erleben von der Gefühlsseite her vertraut wird, gibt es nur relativ wenige experimentelle Forschungsergebnisse, die die Zusammenhänge auf diesem Gebiet quantitativ erfassen. Am Institut für musikalische Grundlagenforschung am "Mozarteum" in Salzburg wurde ein neues Verfahren zur Aufzeichnung des empfundenen Tempoverlaufes in erklingender Musik entwikkelt. Dies wird vorgestellt und jüngste Forschungen zur musikalischen Zeitwahrnehmung diskutiert. Beim Gesprächskreis am folgenden Sonntag werden wir das Thema vertiefen.


Vortrag am 15.11.97