Harmonik-Vorträge


Deutung des Melos - Musikphilosophie und Zwölftonkomposition Josef Matthias Hauers
Dr. Ulli Götte


Der Wiener Komponist und Musiktheoretiker Josef Matthias Hauer (1883-1959) gehört zu den bizarrsten Musikerpersönlichkeiten der europäischen Musikgeschichte. In seiner Schrift ´Deutung des Melos´ hat Hauer eine musikalische Philosophie skizziert, die stark von anthroposophischen und fernöstlichen Lehren beeinflußt worden ist. Seine zentralen Begriffe ´Melos´ und ´Nomos´ zielen auf die Idee, Musik als ein rein geistiges Etwas zu betrachten und streng gegen alles Sinnliche und Dramatische abzuschirmen. Der ´idealistisch´ geprägten europäischen Kultur, von der sich Hauer immer mehr abgewendet hat, wird die ´rein intuitive´ Kultur des Orients und der Antike gegenübergestellt.
Sein Spätwerk, das ´Zwölftonspiel´ - eine nahezu rein mathematisch-spielerische Konstruktion mithilfe einer Zwölftonreihe - ist das Resultat eines radikalen schöpferischen Prozesses, der letztlich den Menschen als Schöpfer negiert: "Gott hat", so Josef Matthias Hauer, "von Ewigkeit her die absolute Musik ein für allemal komponiert, vollkommen vollendet."
Der Vortrag möchte einen Einblick geben in die gedankliche und kompositorische Welt dieses großen Außenseiters der Musik.
Am folgenden Sonntag findet ein Workshop zur praktischen Einführung in die Komposition des Zwölftonspiels statt: Die Teilnehmer werden mit der Kompositionspraxis des Zwölftonspiels vertraut gemacht und entwickeln nach diesen Regeln eigene Stücke.


Vortrag & Seminar am 14.11, 15.11.98